4 Basics, die Unternehmen und Marketer über das Netzwerk und seine Nutzer wissen sollten
Bei 100 Millionen täglich aktiven Nutzern ist es kein Wunder, dass Snapchat zu den Big Players der Social Media Szene gehört. Von einem einfachen Hype kann also längst nicht mehr die Rede sein. Bei mehr als 10 Milliarden Views pro Tag und weiter steigenden Statistiken ist die Snap Inc. heute eine gefestigte Konkurrenz für Facebook und Co.
Doch so bekannt Snapchat mittlerweile bei Unternehmen geworden sein mag, nur relativ wenige Firmen nutzen die App auch tatsächlich als Content Marketing Kanal und verschenken damit enormes Potenzial. Zugegeben, die App mag anfangs ein bisschen kompliziert wirken. Sich dennoch intensiv mit ihr auseinanderzusetzen, zahlt sich aber aus.
Das Beste daran: Mit den folgenden Tipps können Sie sich kostenpflichtige Anzeigeformate auf Snapchat sparen.
Welche Zielgruppen sind auf Snapchat erreichbar?
Bekanntermaßen erreicht man mit Snapchat hauptsächlich jüngere Nutzer zwischen 16 und 34 Jahren. Zum Nutzungsverhalten gibt es viele präzisierte Statistiken. Folgende Punkte sind für Unternehmen besonders wichtig:
– Mehr als die Hälfte (51%) aller Snapchat Nutzer sind zwischen 16 und 24 Jahre alt
– 55% aller Nutzer kommen aus den USA – 32% kommen aus Europa
– Monatlich aktive Nutzer im Jahr 2016: 200 Millionen
Zweifellos sind das attraktive und beeindruckende Zahlen. Damit man sie aber auch nutzen kann, muss man wissen, wie. Snapchat bietet dabei Möglichkeiten, die derzeit kein anderes soziales Netzwerk bieten kann.
Wie können Unternehmen oder Marketer in Deutschland Snapchat nutzen?
Um die Snapchat-Nutzer erfolgreich anzusprechen, sollten Sie die folgenden vier Punkte beachten:
1. Tonalität
Vermeiden Sie den häufigsten Fehler und starten Sie nicht wie viele andere Unternehmen mit einem Plan auf erfolgreichen, etablierten Plattformen, der nicht an diese angepasst ist. Damit sind vor allem das Wording und das Auftreten gemeint. Es reicht allerdings auch nicht, sich lediglich zu informieren, welche Worte bei der jungen Zielgruppe gerade „in“ sind, um diese dann hier und da einzubauen. Man muss ihre Sprache wirklich sprechen. Auf Snapchat ist es eine authentische Umgangssprache.
Das bedeutet gleichzeitig, dass man eine Person braucht, die die neuesten Produktfeatures oder die aktuellsten News präsentiert. Doch muss das ausgerechnet durch eine Person geschehen? Tatsächlich nutzt die Snapchat Community die App genau so. Jeder User erzählt in seinen Videos eine Geschichte und sieht sich Videos an, in denen andere ihre Geschichte erzählen. Genau das sollten auch Sie tun, um erfolgreich zu sein.
Dabei empfiehlt es sich, möglichst bei ein und derselben Person zu bleiben, die die Inhalte präsentiert. Natürlich ist eine Interaktion mit anderen Menschen durchaus in Ordnung. Wichtig ist, dass sich die präsentierende Person immer mit der Zielgruppe auf Augenhöhe trifft und dabei absolut authentisch wirkt. Je nach Bereich darf die Person zwar durchaus als Experte auftreten, aber auch dann sollte die Ansprache für die Zielgruppe vertraut und sympathisch sein.
2. Inhalte
Wie die Tonalität muss auch der Inhalt auf die Plattform abgestimmt sein. Videos von Snapchat Nutzern zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich in einer beliebigen Situation befinden und diese vor laufender Kamera dokumentieren und kommentieren. Sie sind also in dieser Situation authentisch. Genau das muss auch bei Unternehmen gegeben sein. Lassen Sie bestenfalls einen Mitarbeiter etwas mit seinen eigenen Worten, ganz natürlich beschreiben oder präsentieren. Egal, ob es um ein neues Angebot, neue Produktfeatures oder Tipps zum besseren Umgang mit einem Produkt geht.
Es muss aber nicht immer nur Werbung sein: Lustige Momentaufnahmen, ein Blick hinter die Kulissen oder kleine Missgeschicke – seien Sie menschlich, seien Sie „echt“. Lediglich vorproduzierte, perfekte Imagefilme hochzuladen, wird Sie dauerhaft auf Snapchat nicht zum gewünschten Erfolg führen. Natürlich müssen Sie aber auch nicht gänzlich davon absehen.
Snapchat bietet mittlerweile die Möglichkeit, ein bereits existierendes Video mehrmals zur Snapchat Story Ihres Firmenprofils hinzuzufügen. Das ist ein wichtiger Punkt, da Videos in Ihrer Story nur 24 Stunden lang für Ihre Follower abrufbar sind. Eine Besonderheit, die das Portal auszeichnet.
Fazit: Eine gute Mischung aus hochwertigen Videos mit werblichem Charakter und „moderierten“, authentischen Inhalten verspricht auf Snapchat die größten Erfolgschancen.
3. Snapcodes
Snapcodes sind vergleichbar mit gängigen QR-Codes. Wenn Sie auf Snapchat ein Profil erstellen, erhält es automatisch einen eigenen Snapcode. Diesen können Sie beispielsweise auf Werbeplakaten, auf Ihrer Internetseite oder auf Produktverpackungen einsetzen. Jeder Snapchat Nutzer kann den Code über seine App fotografieren und gelangt somit auf Ihr Profil, um diesem zu folgen.
Der in Deutschland bekannteste Anwender von Snapcodes ist die Coca-Cola Company. Um ihr Produkt „Fanta“ für jüngere Zuschauer attraktiver zu machen, lassen sie den fast 3 Millionen Abonnenten starken YouTuber Julien Bam ihr Profil mit Content bespielen. Ihren Snapcode findet man deutschlandweit auf Werbeplakaten.
4. Verstärkung durch Influencer
Ist das Werbebudget etwas größer, so kann man auch über den Einsatz eines Influencers nachdenken. Manche Unternehmen setzen bereits YouTuber auf ihren Firmenkanälen auf YouTube ein. Dasselbe ist auch bei Snapchat möglich. Nichts liegt näher, als jemanden einzusetzen, der sich bereits bestens mit diesem Medium und der Zielgruppe auskennt. Insbesondere dann, wenn der Influencer bereits mit einer vorhandenen Reichweite viele relevante Follower an Ihr Profil binden kann. Zudem erregt Ihr Profil durch einen Influencer nicht nur für einen kurzen Zeitraum Aufmerksamkeit, sondern generiert dauerhaft wiederkehrende Nutzer.
Wenn es doch mal Paid sein soll: Welche Werbeformate bietet Snapchat an?
Die zuvor genannten Möglichkeiten bieten den Vorteil, dass man keine Gebühr an Snap Inc. entrichten muss. Darüber hinaus werden aber auch kostenpflichtige Werbemöglichkeiten angeboten. Diese sind war bislang nur in den USA verfügbar, doch Snap Inc. plant bis spätestens März 2017 den Gang an die Börse. Infolgedessen ist also davon auszugehen, dass das kostenpflichtige Werbeangebot in naher Zukunft auch für Europa eröffnet wird.
Diese Snapchat Ad-Formate könnten Sie schon bald in Deutschland erwarten:
1. Geofilter
Geofilter sind vereinfacht gesagt Bildverzierungen. Die Nutzer können sie sozusagen wie eine Folie oder einen Rahmen über ihre Fotos legen. Geofilter heißen sie deshalb, weil sie nur in gewissen geographischen Bereichen eingesetzt werden können. Setzt man zum Beispiel einen Geofilter an einem Ort ein, an dem ein Festival stattfindet, so können nur jene Nutzer ihre Fotos und Videos mit dem Festivalfilter verzieren, die sich auch dort befinden.
Größe und Lage der Filter müssen Sie zuvor selbst bestimmen. Kleinere Geofilter starten bei einem Preis von 5$ für 20.000 Quadratfuß (rund 2000m²) pro Tag. Je nachdem wie optisch ansprechend oder relevant er ist, kann selbst ein kleiner Geofilter immense Reichweiten generieren. So wurde ein von Wallaroo Media eingesetzter Geofilter innerhalb eines Tages mehr als 23.000 Mal gesehen – und das bei Gesamtkosten von weniger als 7$.
2. Lenses
Sogenannte Lenses sind Animationen, die sich ein User bei einem Selfie virtuell ins Gesicht projizieren kann. Das beeindruckende daran ist, dass User mit solchen Animationen spielen, selbst wenn sie werblich sind. Lassen Sie sich das einmal auf der Zunge zergehen. User SPIELEN mit Werbung, anstatt sie nervig zu finden und verbreiten Ihre Marke freiwillig unter ihren Freunden und Followern.
Durchschnittlich beschäftigen sich User 20 Sekunden lang aktiv mit einer werblichen Lense. Allerdings sprechen wir hier schon von einer ganz anderen Preisklasse. Die Summe hängt von Faktoren wie Wochentagen, Feiertagen und Trends ab.
Pauschal lässt sich sagen:
– Eine Lense kostet von Sonntag bis Donnerstag pro Tag 450.000$.
– Freitags und samstags kosten sie 500.000$ pro Tag.
An Feiertagen oder zu besonderen Events wie z.B. der Fußball WM kommt nochmal ein Zuschlag von 700.000$ oben drauf.
Wie effektiv diese Lenses sein können, zeigt ein Beispiel des amerikanischen Unternehmens Taco Bell. Sie erreichten mit einer Lense mehr als 224 Millionen Views an nur einem Tag.
3. Snap Ads
Fazit
Trotz der bislang noch fehlenden Paid-Werbeformate, bietet Snapchat in Europa auch jetzt schon gute Möglichkeiten, um Inhalte werbewirksam zu verbreiten. Wie weit man dabei gehen kann, ist wie immer von den entsprechenden Ressourcen und dem Budget abhängig. Sofern man eine jüngere Zielgruppe anpeilt, sollte man diesen Kanal aber definitiv in seine Content Marketing Strategie einbeziehen. Mit kreativen Ideen lässt sich das Zielpublikum effektiv erreichen.
Wer sich seinen Erfolg durch genauere Statistiken bestätigen lassen möchte, kann dies über den Drittanbieter Snaplytics tun. Dieser Dienst kostet monatlich zwischen 179$ und 299$ und lohnt sich genau genommen bisher nur in den USA. 2017 kann sich dies jedoch schnell ändern.